[Anzeige*] Halt – hier geblieben! Technik muss nicht immer staubtrocken sein. Sie kann  megaspannend sein – nämlich dann, wenn man sie hautnah und mit allen Sinnen erlebt. Gemeinsam mit CzechTourism Austria und der Südböhmischen Zentrale für Tourismus habe ich mich auf die Suche nach technischen Sehenswürdigkeiten in Südböhmen gemacht und bin fündig geworden. Über die letzte erhaltene tschechische Kettenbrücke spazieren, mit dem Schiff eine Schleuse durchfahren oder sich durch einen Stollen schlängeln – das alles ist in Südböhmen möglich. Und ein paar Schlösser haben sich dazu geschummelt. Damit aus diesem Beitrag aber kein ganzer Roman wird, verrate ich euch heute nur meine in und um Budweis (České Budějovice) gelegenen Entdeckungen:

Von Linz bis Budweis und Gmunden – Auf den Spuren der Pferdeeisenbahn

Zwischen 1825 und 1832 erbaut, transportierte die Pferdeeisenbahn bis ins Jahr 1872 Personen und Waren von Budweis nach Linz (und ab 1836 weiter bis Gmunden). Sie war die älteste Eisenbahn Europas und die erste grenzüberschreitende Eisenbahn der Welt. Vielleicht hast du dich schon gefragt, was du dir denn unter einer „Pferdeeisenbahn“ vorstellen darfst. Im Grunde waren es besonders leichte Güterwägen, die wegen ihres geringen Gewichts mehr Fracht erlaubten. Die Räder waren aus Holz gefertigt und gezogen wurde der Wagen meist nur von einem Pferd; bei  steilen Stellen wurde ein zweites Pferd dazu gespannt. Anstelle von Eisenschienen gab es Holzschienen, auf denen Flacheisen mit handgeschmiedeten Nägeln befestigt waren. Das klingt alles sehr mühsam, für die damalige Zeit war die Fahrt mit der Pferdeeisenbahn im Vergleich zur holprigen Postkutsche aber eine angenehme Wohltat.

Auf der 128 km langen Strecke gab es 52 Wächterhäuschen, in welchem die Wächter mit ihren Familie wohnten. Pro Tag fuhren zwei Personen- und zwei Lastenzüge vorbei. Klingt nach einem kurzen Arbeitsalltag für die Wächter, jedoch mussten diese die Züge zu Fuß bis zum nächsten Wächterhäuschen begleiten und diese waren seeeehr langsam. Im Durchschnitt war ein Wächter für ca. 2,5 Kilometer Gleise verantwortlich. Die Pferdeeisenbahn wurde rasch durch die Dampfeisenbahn abgelöst. Aus heutiger Sicht auch kein Wunder, dauerte doch eine Fahrt mit dem Personenzug von Linz nach Budweis 14 Stunden, mit dem Lastenzug drei Tage. Heute sind die Gleise nicht mehr durchgängig bzw. nicht in der ursprünglichen Routenführung erhalten und auch von den Wächterhäusern sind nur mehr 22 (teils ruinenhaft) vorhanden. Das Wächterhäuschen Nr. 1 in Budweis kann man von Mai bis September besuchen und dort im Rahmen einer Dauerausstellung in den Alltag einer Wächterfamilie eintauchen.

Wer wissen möchte, wie sich eine Fahrt mit der Pferdeeisenbahn anfühlt, hat am höchsten Punkt der Strecke im oberösterreichischen Kerschbaum die Gelegenheit dazu. Dort wurde auf einer Strecke von 0,5 km die Pferdeeisenbahn reaktiviert und im ehemaligen Pferdebahnhof befindet sich ein weiteres Museum über die Pferdeeisenbahn. Wer hingegen einen Original-Waggon der Pferdeeisenbahn sehen möchte, muss sich ins Technische Museum nach Wien begeben.

Mehr Infos zum Museum der Pferdeeisenbahn in Budweis

Mehr Infos zum Pferdeeisenbahn-Museum in Kerschbaum/Rainbach

Vodárenská Věž – der Wasserturm von České Budějovice

Wer mir auf meiner Facebook-Fanpage „Flugentenblog“ folgt, hat vielleicht bereits den Schiefen Turm gesehen. In Wirklichkeit heißt er Vodárenská věž (Wasserturm) und ist kerzengerade. Er wurde 1724 im Barockstil errichtet, 1882 bekam er ein neugotisches Kleid und wurde er auf 44 Meter erhöht. Er steht auf einem 8,5 m x 8,5 m langen Sockel. In 34 m Höhe befindet sich ein Stahlbehälter mit einem Durchmesser von 8 m und einem Fassungsvolumen von 250 m³. Mit einem Wasserrad wurde das Wasser aus der Moldau in diesen Behälter gepumpt, um von dort aus die Stadt Budweis sowie den im Jahr 1716 errichteten Samsonbrunnen am Stadtplatz von Budweis mit Wasser zu versorgen. Heute erzählt eine moderne Video-Installation über die Anfänge einer zentralen Trinkwasserversorgung und erinnert daran, dass das (Trink-)Wasser nicht immer einfach aus dem Wasserhahn in der Wohnung kam.  

Mehr Informationen zum Wasserturm

Was wäre Budweis ohne sein Budweiser Bier?

Wer jetzt Durst bekommen hat, denkt bei Budweis wohl primär auch an Bier. Bereits im Mittelalter erhielt die Stadt ein Braurecht. Aktuell gibt es zwei aktive Brauereien: das bürgerliche Brauhaus von Budweis und das Budweiser Budvar. Letztere kann besichtigt werden. Der Brauerei angeschlossen ist ein Restaurant, bei welchem dann zum Bier ein vorzügliches böhmisches Essen verkostet werden kann und die an der Wand befestigten Bierdeckel gezählt werden können ;-).

In unmittelbarer Nähe zum Wasserturm befindet sich im Übrigen der Sitz von Koh-i-Noor, jenem Unternehmen, in welchem u.a. die bekannten Zeichenstifte hergestellt werden – nur falls jemand angesichts des doch eher asiatisch klingenden Namens schon einmal über die Herkunft der Stifte gerätselt hat.

Eliášova Štola – auf der Suche nach Silber

Ich belächelte noch die Schutzkleidung, die wir vor dem Rundgang anziehen sollten. Der Helm ist sicher nur eine übertriebene Sicherheitsmaßnahme. Hmmm, der ist aber schon ziemlich zerkratzt …. einige Minuten später wusste ich auch, warum! Ohne Helm hätte ich den Stollen wohl mit einer Gehirnerschütterung verlassen. Obwohl ich an machen Stellen schon wie Quasimodo durch den Stollen kroch, machte es alle paar Sekunden „Dong“. Kaum vorstellbar, unter welchen Arbeitsbedingungen hier im nördlich der Stadt Budweis gelegenen Úsilné die 90 Bergleute ab 1574 im Stollen nach Silber gesucht haben. Für 1,5 km Stollen wurde ca. 6 bis 6,5 Jahre benötigt. Insgesamt gab es 20 Stollen mit einer Gesamtlänge von 13 km, zwei davon sind heute noch vorhanden. Ein kleiner Abschnitt kann von Besuchern nach vorheriger Anmeldung erkundet werden. Ein zwar kurzer, aber spaßiger Stollenbesuch, bei dem sicher auch Kinder ihre Freude haben. Er ist aber nichts für Menschen mit Platzangst oder Rückenbeschwerden.

Mehr Informationen zum Eliášova Štola

Eine Schifffahrt auf der Moldau, die ist lustig, eine Schifffahrt auf der Moldau, die ist schön

Im Hafen von České Vrbné bestieg ich das Schiff, welches uns nach Hluboká brachte – auf dem Weg dorthin passierten wir auch eine Schleuse. Die Schifffahrt hat in Tschechien eine lange Tradition. Bereits im 7. Jahrhundert sollen auf der Moldau Schiffe unterwegs gewesen sein. Diese wurden u.a. zum Transport von Salz eingesetzt. Kaiserin Maria Theresia führte im Jahr 1777 die Flusspolizei ein. Irgendwann konnte die Moldau den wachsenden Ansprüchen der Handelsschifffahrt nicht mehr gerecht werden, weshalb 1896 eine „Kommission zur Kanalisierung der Moldau und der Elbe in Tschechien“ gegründet wurde. In weiterer Folge wurden zwischen Prag und der ehemaligen Reichsgrenze drei Staustufen gebaut, welche über das ganze Jahr eine konstante Wassertiefe von 2,1 m gewährleisten.

Hluboká nad Vltavou – ein Schloss wie im Märchen

Von Schloss Hluboká war ich bereits bei meinem ersten Besuch vor einigen Jahren hin und weg, sodass es auch nicht in meinem Beitrag „5 Highlights in Tschechien“ fehlen durfte. Um so mehr freute es mich, dass ich nunmehr im am Fuße des Schlossberges gelegenen Hotel Podhrad nächtigen durfte und folglich erneut Gelegenheit hatte, dieses traumhafte Bauwerk zu besichtigen. Einst königliche Wachburg und Jagdresidenz der Schwarzenberger, ist das Schloss heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Ob eine Besichtigung der Innenräume, ein Spaziergang durch den Schlosspark (kostenlos möglich) oder ein Besuch des Kunstmuseums – vorbei schauen lohnt sich auf jeden Fall!

Mehr Infos zu Schloss Hluboká

Kennst du noch weitere sehenswerte technische Sehenswürdigkeiten in Budweis und Umgebung? In Kürze nehme ich euch dann mit zur Stadt Písek – welche technischen Sehenswürdigkeiten es wohl dort zu entdecken gibt?

*) Die Schatzsuche nach Technischen Sehenswürdigkeiten in Budweis erfolgte auf Einladung von CzechTourism und der Südböhmischen Zentrale für Tourismus. Mein Flugentengeschnatter ist davon aber wie immer unberührt.