Die Stadt Kamnik
*) Die 20.000 Einwohner-Stadt Kamnik (ehem. Stein in Krain) taucht in den Geschichtsbüchern erstmals im Jahr 1061 auf, 1229 wurde sie als Stadt urkundlich erwähnt. In Kamnik wurde das am besten erhaltene Skelett eines Mammuts gefunden, welches im Naturhistorischen Museum der slowenischen Hauptstadt Ljubljana zu sehen ist. Nicht ganz so lange her, aber ebenfalls ein berühmter Besucher von Kamik: der junge Josip Broz Tito arbeitete hier als Schlosser und powerte sich in seiner Freizeit in der ortsansässigen Turnhalle aus. Die Turnhalle existiert nicht mehr – nichtsdestotrotz weist immer noch ein Schild auf die Anwesenheit des späteren Staatspräsidenten des ehemaligen Jugoslawiens hin.
Franziskanerkloster
Franziskanische Bibliothek
Eines der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Kamnik ist die große Franziskanische Bibliothek mit etwa 10.000 Büchern v.a. zu den Themen Religion und Medizin – ein paar davon wurden bereits vor 1501 gedruckt (sogenannte „Inkunablen“). Motto der Franziskaner war angeblich: „Ein Kloster ohne Bibliothek ist wie eine Festung ohne Waffen.“
Klosterkirche Hl. Jakob und die Hl. Grad-Kapelle
Bereits die Kirche zu Ehren des Hl. Jakob, welche die Reliquien des Hl. Primus und des Hl. Felician beherbergt, ist mit ihren Malereien und Holzstatuen einen Blick wert.
Noch bedeutender ist aber die gleich daneben befindliche Hl. Grab-Kapelle mit ihrem Marmor-Tabernakel. Letztere wurde vom auch in Wien und Prag bekannten slowenischen Architekten Jože Plečnik mit zahlreichen Symbolen aus dem Leben von Jesus aber auch mit einer Mahnmalwirkung an den Weltkrieg versehen: An der Decke befindet sich die Weinrebe als bekanntes Christussymbol, das Kreuz enthält die Inschrift „Dopolnjeno“ (dt.: vollbracht), das letzte Wort von Jesus bevor er starb. Möglicherweise blickte Architekt Plečnik aber auch auf sein eigenes Wirken zurück, denn die Kapelle war eines seiner letzten Werke und er wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass er nicht mehr lange zu leben hatte.
Der etwas asymmetrische Grundriss des Raumes wurde durch die bewusste Anbringung der Dornenkrone und der Peitsche ausgeglichen. Die vier Säulen stehen für die vier Evangelien, auf welchen die Kirche ruht – von ihnen geht der Blick zu den Fenstern, welche in weiterer Folge auf den Altar lenken. Hinsichtlich der Anzahl der 56 Lichter an den Wänden gibt es unterschiedliche Auslegungen: Sterne? Das Ende der Bauzeit der Kapelle (1956)? Symbol für jene Menschen, die im Ersten Weltkrieg an der Front oder im unweit der Kapelle befindlichen Spital ihr Leben lassen mussten?
Dem Tabernakel, welcher aus einem Stück Stein geformt wurde, werden ebenfalls mehrere Bedeutungen zugemessen: Bezogen auf das Leben von Jesus kann er ein Symbol für das Felsengrab darstellen, wohingegen ihm aufgrund seiner an eine Granate erinnernden Form aber auch die Wirkung eines weiteren Mahnmals an den Krieg zugeordnet wird.
Die goldene Scheibe hinter dem Tabernakel zeigt eine Sonne, welche die Morgenröte des dritten Tages wiederspiegelt – Christus ist auferstanden. Auf der anderen Seite wird mit dem Kreuz an die Kreuzigung und den Tod Jesu gedacht. Plečnik hat aber auch an den Türklinken seine Handschrift hinterlassen: während an der Innenseite die Taube als Symbol für den Heiligen Geist angebracht wurde, wurde auf der Außenseite die im Christentum bekannte Inschrift IHS eingraviert (Iesus hominum salvator – lat. für Jesus, Erlöser der Menschen).
Organisatorische Informationen zum Besuch
- Kirche und Kapelle können grundsätzlich jederzeit besichtigt werden, aber:
- Ein Besuch der Bibliothek ist nur nach Anmeldung möglich
- Adresse: SLO-1240 Kamnik, Frančiškanski trg 2
- Tel: +386 1 831 80 37
- Email: franciskani.kamnik@rkc.si
- http://franciskani-kamnik.rkc.si/
Šutna
mit ihren mittelalterlichen Häusern ist angeblich die schönste Straße in Kamnik und es lohnt sich, hier mal durchzuschlendern. Neben alten Handwerkszeichen kann man auch das Geburtshaus von Rudolf Maister sehen. Maister entstammte einer deutschsprachigen Familie aus Kamnik (damals noch Stein Oberkrain). Nach einer Karriere bei der K.u.K. Armee wurde er nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zum General über die Stadt Marburg. Als solcher war er nicht nur maßgeblich verantwortlich dafür, dass Marburg slowenisch wurde, sondern beeinflusste er auch die spätere Grenzziehung zu Österreich.
Der Blick fällt vor allem auf einen gotischen Kirchturm. Dieser gehört zur
Pfarrkirche Maria Verkündigung
Diese Barockkirche wurde 1732 – 1734 im Auftrag von Maksimilijan Leopold Rasp erbaut und enthält neben Steinfiguren auch diverse Malereien, u.a. ein Bild von „Unserer lieben Frau – Hilfe der Christen“. Der separate Glockenturm ist ein Überbleibsel einer Kirche aus dem Mittelalter.
Mali Grad – der Balkon von Kamnik
Es war einmal eine reiche Gräfin, die hieß Veronika und lebte im Mali grad Castle in Kamnik. In der selben Stadt lebten auch Drillings-Brüder, die Priester werden wollten. Um ihre Primiz gemeinsam haben zu können, benötigten sie eine Kirche, aber dafür hatten sie kein Geld. Deshalb baten sie Gräfin Veronika um eine finanzielle Unterstützung. Aber die Gräfin war geizig und warf die Brüder mit den Worten „Lieber verwandle ich mich auf der Stelle in eine Schlange als euch nur einen Penny für eure dumme Arbeit zu geben“ raus und schlug dabei mit der Faust wütend gegen die Wand. Der Mächtige Himmel hörte ihre Schreie und ihr Fluch wurde erfüllt. Die junge Gräfin verwandelte sich halb in Frau und halb in Schlange und wurde vom Erdboden verschluckt. Die frisch geweihten Priester bauten mit dem Geld der Gräfin rund um die Burg von Mali Kirchen und Kapellen. Veronika hingegen liegt noch heute unter dem Schlossberg und bewacht ihre Goldmünzen. Soviel zur Legende von der geizigen Veronika, die bis heute in Kamnik eine Rolle spielt – ob der jährlich im Oktober stattfindende Laufwettbewerb, Restaurant oder Kinderfestival, viele Gegebenheiten in Kamnik erinnern an Veronika. Aber ich kann euch versichern, dass ich nicht nach ihr benannt wurde :-).
Von der ursprünglich im 11. Jahrhundert erbauten Burg, in welcher die Grafen von Andechs aus Bayern ihren Sitz hatten, sind nur mehr ein paar Mauern übrig. Die romanische Burgkapelle (Kapela Sv. Eligija na Malem Gradu), welche ebenso wie der Westturm (ehemals Sitz der Feuerwache) 1993 neu aufgemauert wurde, ist die weltweit einzige zweistöckige Kapelle mit einer Krypta. Die Burgherren konnten den oberen Stock über eine Türe im Zwischendach erreichen. Der untere Stock war für die Dienstboten reserviert. Mittlerweile gibt es direkt in der Kapelle eine Treppe, welche die beiden Stockwerke verbindet. Wer einmal eine Messe in der Kapelle von Mali Grad mitfeiern möchte, sollte sich den 16. August vormerken – an diesem Tag wird dort zu Ehren des Heiligen Rochus ein Gottesdienst zelebriert. Die Kapelle selbst ist dem Hl. Eligius gewidmet. Neben einer Statue des Schutzpatrons der (Gold-)Schmiede sind Reste von barocken und gotischen Fresken zu sehen.
Stari Grad
Oberhalb von Kamnik befindet sich im Übrigen Stari Grad, die (Ruine der) zweite(n) Burg von Kamnik, heute ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel. Der Legende nach waren Mali Grad und Stari Grad einst vereint. Doch in den Wäldern dieses gemeinsamen Berges trieb ein Drache sein Unwesen. Einmal war der Drache so verärgert, dass er mit seinem Schwanz herumschlug und mit einem Schlag den Berg teilte. Durch die dadurch entstandene Schlucht lief das Wasser des ursprünglich vor dem Berg gelegenen Sees aus und so entstanden zwei Berghügel … heute bekannt als Stari Grad und Mali Grad. Ja, Sagen gibt es genug in Kamnik. Ob es daran liegt, dass Kamnik mit seinen fünf Brauereien als slowenische Brauereihauptstadt gilt?
Jedenfalls hat man von Mali Grad einen super Ausblick auf Kamnik und die Steiner Alpen, also unbedingt raufgehen. Durch den Berg führt ein seit dem II. Weltkrieg existierender Tunnel, in welchem damals Munition gelagert wurde. Heute kann der Tunnel gegen Voranmeldung besichtigt werden.
Alter Hauptplatz mit Brunnen
Im Bereich des alten Hauptplatzes wohnten und arbeiteten im Mittelalter die Ledermacher – direkt am Fluss, um das für die Gerberei notwendige Wasser zu haben. Dem damit verbundenen üblen Geruch verdankte der heute unterirdisch verlaufende Fluss seinen Beinamen: Scheißbach.
Besondere Veranstaltungen in Kamnik
- National Costumes and Clothing Heritage Festival (2. Wochenende im September): etwa 2.000 Trachten und Kostüme aus vier Jahrzehnten werden bei dieser Parade gezeigt
Ausflugsziele in die Umgebung
*) Ich durfte das Städtchen Kamnik im Rahmen einer von Best Press Story organisierten Pressereise kennenlernen. Davon unabhängig kann ich sagen, dass sich ein Besuch von Kamnik lohnt.
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