[Anzeige*] Einmal quer durch Österreich und das an einem Tag – ja geht denn das? Ja, und ihr könnt das euch. Wie, das zeige ich heute in diesem Beitrag. Macht euch mit mir auf in die Steiermark und begleitet mich durch das Österreichische Freilichtmuseum Stübing.

Dauerausstellung „Die erinnerte Zeit“

Bevor ich jedoch mit meinem Spaziergang durch das Gelände beginne, statte ich der Dauerausstellung „Die erinnerte Zeit“ gleich nach dem Eingang des Freilichtmuseums von Stübing einen Besuch ab. Dort erhalte ich Einblicke in die frühere bäuerliche Lebensweise und Informationen über die verschiedenen Formen der Höfe. Dach ist nicht gleich Dach. Kittelschab-, Sparren-, Pfettendach, um nur ein paar zu nennen. Galtviehalm? Noch nie gehört. Außerdem lerne ich, dass beim „Gasslgehen“ die erste „liebesorientierte Begegnung mit dem anderen Geschlecht“ erfolgte. Hmmm, ob das „Gassigehen“ mit dem Hund auch davon kommt?! Wie auch immer, bevor ich die Ausstellung wieder verlasse, feiere ich noch das Brauchtumsjahr mit und überlege schon, ein Wörterbuch dazu zu schreiben: Heahgreifer, Schottenklaner, Klötzler, Tresterer, Flinserlweiber, Schleicherlauf, Schellerlauf und Schemenlauf. Die neckische Beschimpfung „Pfingstlucken“ könnte mich als Langschläferin wohl auch schnell einmal treffen. Wer wissen möchte, wer bzw. was sich hinter all diesen Bezeichnungen verbirgt, sollte dieses Museum keinesfalls verpassen.

Spaziergang durch das Freilichtmuseum Stübing

Meine Wanderung quer durch Österreich beginnt im Burgenland und obwohl unser östlichstes Bundesland dafür bekannt ist, eher flach zu sein, geht es gleich mal ein paar kleine Schritte bergauf in einen kleinen Wald. Dort begegne ich einem Ameisler, der gerade Ameisenpuppen sammelt. Diese wird er später im Ofen dörren und sie an Apotheken und Vogelhändler verkaufen. Im Laufe meiner Wanderung lerne ich auch noch den Aschenmann, Wurzelgräber und Rastelbinder kennen. Sie alle sind Teil der heurigen Sonderausstellung 2017 „Schuster, Pecher, Ameisler“, welche sich mit längst vergessenem Handwerk beschäftigt.

Mein Weg durch das Freilichtmuseum Stübing führt an 98 bäuerlichen Objekten aus sechs Jahrhunderten vorbei. Das älteste Objekt ist dieser Getreidekasten aus Silberberg (Steiermark), welcher im Jahr 1452 errichtet wurde:

Er ist eines von 76 Originalen des Museums, die von ihrem ursprünglichen Standort ins Freilichtmuseum transloziert (also abgebaut und hier wieder neu aufgebaut) wurden. Manche mussten einer Straße, einem Stausee oder aus sonstigen Gründen weichen und haben im Freilichtmuseum eine neue Bestimmung erhalten. Alle anderen Objekte sind entweder originalgetreue Nachbauten oder wurden aufgrund historischer Aufzeichnungen bzw. mündlicher Überlieferungen rekonstruiert. Dabei wurde offenbar darauf geachtet, dass sich die Gebäude in die Landschaft einfügen, denn ich komme mir vor wie in einem Dorf irgendwo auf dem Land. Gäbe es nicht die Hinweistafeln, würde ich glatt vergessen, dass ich mich in einem Museum befinde. Auch bei der Innenausstattung wurde viel Wert auf Authentizität gelegt – die Betten sind gemacht, Blumen stehen auf dem Tisch und manchmal ist sogar der Ofen eingeheizt. Wann kommt der Bauer eigentlich vom Feld zurück?

Mein Weg durch das

Burgenland

führt mich an Häusern mit markanten Strohdächern vorbei und lässt bereits erahnen, dass auch an Details nicht gespart wurde. Auf dem Rauchofen stehen Töpfe, der Garten ist bunt bepflanzt und an der Fassade schlängeln sich Weinstöcke empor.

 

Danach erreiche ich auch im Museum die

Steiermark,

die zahlenmäßig mit den meisten Objekten vertreten ist:

Auf dem Weg zur Schule halte ich kurz in der kleinen Greißlerei. Auch wenn es die historische Einrichtung nicht vermuten lässt, kann man dort tatsächlich noch einkaufen gehen.

In der Schule lerne ich Mathematik, Musik und Schönschreiben. Religionsunterricht steht heute auch am Stundenplan, denn gleich daneben befindet sich eine kleine Kapelle.

Uff, nach dem Unterricht und dem Kirchenbesuch benötige ich eine Pause. Natürlich darf in keinem Dorf ein Wirtshaus fehlen und so gibt es seit 2016 im Freilichtmuseum Stübing das Gasthaus „Zum Göller“, welches früher am Lahnsattel in Niederösterreich stand. Heute lädt das Wirtshaus mitten im Museumsgelände zu einer gemütlichen Einkehr mit Schmankerln aus ganz Österreich ein.

 

Gut gestärkt geht es anschließend über

Kärnten …

 

… weiter in die FlugentenHeimat

Oberösterreich

mit ihren Vierkanthöfen …

 

… und schließlich wieder zurück nach

Niederösterreich:

 

In

Tirol

besuche ich den Bundwerkstadel, welcher eine umfangreiche Ausstellung über „Bäuerliche Fahrzeuge und Arbeitsgeräte“ beherbergt.

Ein Besuch der Almsiedlung mit ihren Hütten aus Salzburg, Tirol, Steiermark und Vorarlberg darf natürlich nicht fehlen.

Anschließend werfe ich einen Blick über die Grenze, denn auch Südtirol hat es in das Österreichische Freilichtmuseum geschafft.

 

Über

Salzburg …

 

… erreiche ich schließlich

Vorarlberg

und somit das Gipfelkreuz.

Einmal quer durch Österreich ist geschafft. Für den Rückweg entscheide ich mich für den Panoramaweg, auf welchem ich noch einmal den Blick über das Tal der Geschichte(n) schweifen lasse.

FlugentenTipps

  • Mit Stöckelschuhen könnte es im Tal der Geschichte(n) unbequem werden. Die Wege führen über Wurzeln, Wiesen und Schotterwege und auch (leicht) bergauf. Die Flugente empfiehlt daher bequemes, geschlossenes Schuhwerk.
  • Am Tag meines Besuchs gab es leider kein Schauhandwerk zu sehen. Es werden jedoch immer wieder Vorführungen geboten (zB Brotbacken, Salbensieden, Bronzegießerei), diverse Veranstaltungen gefeiert (Kräutertag, Maibaumaufstellen, Erntedankfest, etc.) und Kurse abgehalten. Zusätzlich gibt es spezielle Angebote für Gruppen oder Schulen. Falls ihr noch eine Location für eure Weihnachtsfeier sucht, wäre das Freilichtmuseum vielleicht auch was für euch. Leider wohne ich dazu viel zu weit weg, weil einen Besuch im tief verschneiten Tal der Geschichte(n) stelle ich mir besonders idyllisch vor. Ein Besuch im Winterwonderland ist ansonsten nicht möglich, weil das Museum abgesehen von den Sonderveranstaltungen an sich nur vom 01.04. – 31.10. geöffnet hat.
  • Wer nicht einfach durchmarschieren sondern sich auch alle Informationstafeln durchlesen möchte, sollte Zeit mitbringen – das Gelände ist gar nicht so klein und es gibt Einiges zu sehen.
  • Neben dem bereits erwähnten Restaurant befindet sich gleich beim Eingangsbereich ein kleines Café. Im selben Haus gibt es auch die Möglichkeit zum Besuch eines Museumsshops.
  • Alle Informationen zu den Öffnungszeiten, Preisen, Veranstaltungen, etc. findet ihr auf der Website des Freilichtmuseums.

FlugentenFazit zum Freilichtmuseum Stübing

In meiner Familie wurde schon immer sehr viel Wert auf Brauchtum gelegt und auch wenn ich das in der Pubertät manchmal ziemlich uncool fand, bin ich heute froh, dass mir diese Traditionen von klein auf vermittelt und sie in meinem heimatlichen Linzer Stadtteil auch noch gelebt wurden, denn sie sind ein Teil unserer Geschichte, unserer Kultur und unserer Sprache. So haben wir beispielsweise das Sprichwort: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ dem Umstand zu verdanken, dass ein Müller seine Kunden immer genau in der Reihenfolge ihres Eintreffens zu bedienen hatte. Das Österreichische Freilichtmuseum Stübing ist mit seiner Sammlung an bäuerlichen Objekten einzigartig und sehr empfehlenswert. Viele der Häuser können betreten werden, sodass man auch einen guten Eindruck von den Größenverhältnissen der damaligen Zeit erhält. Außer ein paar Ziegen und Schafen gibt es keine Bewohner, aber trotzdem wurde ich während des Besuchs das Gefühl nicht los, dass die Dorfbewohner gleich ums Eck biegen und mir ihre ganz persönlichen Geschichten erzählen.

*Ich durfte auf Einladung der Stiftung Österreichisches Freilichtsmuseum einmal quer durch Österreich spazieren. Mein Blick auf die zahlreichen österreichischen Hof-Stile und bäuerlichen Lebensgewohnheiten vergangener Zeit bleibt davon aber ungetrübt.