Fandet ihr schon einmal eine Stadt zum Anbeißen süß? Nein? Ich auch nicht. Bis ich vor ein paar Wochen Willemstad kennengelernt habe. Die Häuser der Hauptstadt der Karibik-Insel Curaçao sind nicht nur – wie eigentlich alle Häuser auf Curaçao – kunterbunt, sondern auch noch mit weißen Schnörkeleien verziert. Insbesondere die Häuser im Scharlooweg und im Pietermaaiweg sehen aus wie Cupcakes, Torten mit viel Zuckerglasur, Marshmallows, Zuckerwatte, …

Bunte Häuser überall … in Willemstad

Wohin man in Willemstad schaut, überall stehen bunte Häuser. Dabei war das nicht immer so, im Gegenteil: bis Anfang des 19. Jahrhunderts waren die meisten Fassaden sogar weiß. Dann aber wurde im Jahr 1816 Albert Kikkert Gouverneur von Curaçao. Er behauptete, dass er von den weißen Fassaden Migräne bekommt, weil diese das intensive Sonnenlicht stark reflektieren, und ließ deshalb alle Häuser bunt anstreichen. So rein zufällig besaß Albert Kikkert große Anteile an der damals einzigen Farbenfabrik auf Curaçao, aber das wurde erst nach seinem Tod bekannt. Mister Kikkert hat hier wohl etwas geflunkert ;-) Wie auch immer, den Bewohnern von Curaçao gefällt es offenbar, und mir auch. Heute zählt die Altstadt von Willemstad zum UNESCO Weltkulturerbe und vor allem die Handelskade ist ein weltberühmtes Motiv: die Niederlande ist in Willemstad in den Farbkübel gefallen. Dabei ist es gar nicht so einfach, die Häuser instand zu halten. Die Mauern wurden aus einem Korallen-Stein-Beton-Sand-Gemisch errichtet und das karibische Klima zerrt an der Substanz. So müssen die Fassaden halbjährlich gestrichen werden. Die weißen Verzierungen benötigen alle zwei Jahre eine Auffrischung. Viel Aufwand also, der sich aber lohnt.

Sur le pont de Willemstad – Koningin Emmabrug (Queen Emma Bridge)

Sur le pont .. nein, nicht von Avignon, sondern von Willemstad hat man den besten Blick auf die Handelskade. Die Koningin Emmabrug ist 167 m lang, fast 10 m breit und wird von 16 sogenannten Pontonbooten getragen. Diese weltweit einzigartige Konstruktion wurde zum Schutze der am Kai errichteten Häuser gewählt. Seit 1888 wird die ‚Swinging Old Lady‘ mehrmals am Tag aktiviert. Bei Booten und kleinen Schiffen wird die Brücke nur zur Hälfte geöffnet. Verlässt jedoch ein Kreuzfahrtschiff den Ablegepunkt Mathey Wharf, schwingt die Brücke komplett auf. Wer dann noch auf der Brücke ist, sollte viel Zeit haben und das Spektakel genießen, denn das kann dauern. Ertönt das Brückensignal, lohnt sich daher ein Blick zum Führerhäuschen: Orange bedeutet halbe Öffnung für ca. 10 Minuten, bei Blau wird die Brücke zur Gänze geöffnet (bis zu 40 Minuten). Notfalls kann man aber auch drüber klettern, aber das ist wohl nicht die offiziell erlaubte Variante. Wer nicht auf der Brücke hängen geblieben ist und auf die andere Seite der St. Annabaai-Passage möchte, kann ein paar Meter weiter die kostenlose Fähre Ponchi nehmen. Früher wurde auf der Brücke eine Mautgebühr verlangt, es sei denn, man trug keine Schuhe. Heute darf man die Brücke kostenlos nutzen.

Ich hatte das Glück und durfte beobachten, wie die Tui Discovery ins Meer raus geschleppt wurde. Ein tolles Spektakel, vor allem bei untergehender Sonne und anschließend beleuchteter „Skyline“ von Willemstad. Wer gerne die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Kreuzfahrtschiffe in Willemstad wissen möchte, wird auf der Homepage der Hafenbehörde fündig (www.curports.com > Cruise > Cruise Schedule).

Sur le pont de Willemstad, die Zweite – Koningin Julianabrug (Queen Juliana Bridge)

Autos sind auf der Queen Emma Bridge nicht mehr erlaubt – für die gibt es die bis zu 56 m hohe Queen Juliana Bridge, über welche eine vierspurige Autobahn führt und von welcher man einen tollen Ausblick über Willemstad erhaschen kann.

Schutz vor den Feinden – Fort Amsterdam

Aber auch sonst hat Willemstad viel zu bieten. Blickt man sich auf der Brücke um, fällt neben der Handelskade vor allem das Fort Amsterdam mit seiner Fortchurch auf. Früher diente es als Befestigung und Schutz vor Angriffen, heute beherbergt das älteste Gebäude der Stadt den Verwaltungs- und Regierungssitz von Curaçao.

BOOTSHOPPING am Schwimmenden Markt – Floating Market

Nicht verpassen sollte man den Floating Market im Stadtteil Punda. Hier bieten die vor allem aus dem nahen Venezuela stammenden Händler auf ihren Holzbooten Fisch, Obst und Gemüse an.

Einen Katzensprung vom Floating Market entfernt befindet sich das Curaçao Maritime Museum, welches jeden Mittwoch und Samstag auch Hafenrundfahrten nach Schottegat anbietet. Wer mitfahren möchte, sollte aber unbedingt im Vorfeld reservieren!

Schlemmen im Alten Markt – Plasa Bieu (Alter Markt)

In der Nähe des Schwimmenden Marktes befindet sich der Plasa Bieu (Alter Markt). Das Gebäude an sich ist unspektakulär und wirkt von außen nicht gerade einladend. Nichtsdestotrotz lohnt sich ein Besuch für all jene, die gerne die traditionellen Gerichte von Curaçao probieren möchten. Leguan-Eintopf, Kaktussuppe (kadushi) oder Okraschoten-Suppe (yambo) – was darf es sein? Experimentierfreudig wie ich bin, habe ich mich an den Leguan-Eintopf und die Kaktussuppe gewagt. Optisch gaben die beiden Schüsseln nichts her und auch der Geschmack ist sicher nicht jedermanns Sache. Aber die Kaktussuppe fand ich trotz ihrer leicht schleimigen Konsistenz und giftgrünen Farbe ziemlich gut. Und den Respekt des Kellners habe ich mir auch er-essen ;-)

Wer lieber Fisch mag, für den habe ich auch einen Tipp. Im ‚Purunchi Koredor‘ etwas außerhalb des Zentrums von Willemstad (in der Nähe des ‚Aqualectra Desalination Plant‘) gibt es fangfrischen Fisch im authentischen Ambiente.

Für alle souvenirjäger – Marshé Nobo (Neuer Markt)

Nicht unweit vom Alten Markt befindet sich der Neue Markt (Marshé Nobo), welcher Stände mit Waren aller Art beherbergt.

Dushi Curaçao … am wilhelminaplein

Am Wilhelminaplein befinden sich das ehemalige Rathaus (Stadhuis), die vor allem Touristen anziehenden Buchstaben „Dushi Curaçao“ und die kleine Kirche Emanu-El. ‚Dushi‘ heißt soviel wie ‚hübsch, Schatz, süß‘ und wird für alles Schöne verwendet. Wer sich also dushi merkt, kommt auf Curaçao schon weit ;-) Super finde ich ja vor allem Dushi kadushi. Nein, im Ernst: ‚Dushi Curaçao‘ ist der Kosename der Einheimischen für ihre Insel!

Auf der anderen Seite der Stadt – Otrabanda

Ein Spaziergang durch den Stadtteil Otrabanda lohnt sich ebenfalls, wobei dieser nachts wohl etwas gruselig anmutet. Hier war es tagsüber schon fast menschenleer und in der Nacht treibt sich angeblich auch so mancher Drogenverkäufer herum. Spannend fand ich den Brionplein, der Treffpunkt der Einheimischen von Otrabanda ist. Kindern tummeln sich am Spielplatz, die Mütter treffen sich zum Plaudern und Männer älteren Semesters spielen Karten.

Imposante Festungsanlage als Vergnügungszentrum – Rif Fort

Ein paar Meter weiter steht das Rif Fort. Die ehemalige Festungsanlage aus dem Jahr 1829 beherbergt heute Restaurants, Shops, ein Kino und vieles mehr. Gleich dahinter befindet sich die Renaissance Mall, an welche sich mehrere – zum Teil kostenfreie – Parkplätze anschließen.

Ein Stamperl Blue Curaçao – Landhuis Chobolobo

Pflichtprogramm für jeden frisch gebackenen Curaçao-Touristen ist die Verkostung eines originalen Blue Curaçao. Der blaue Likör, den die meisten von uns wohl vor allem wegen dem Cocktail ‚Swimming Pool‘ kennen, hat seinen Ursprung – wie der Name schon verrät – auf der Insel Curaçao. Dass es den blauen Likör heute gibt, ist einer Reihe von Zufällen zu verdanken. Vor langer Zeit bauten die Spanier auf Curaçao ihre Valencia-Orangen an, aber ähm, was war denn das? Anstelle der ihnen bekannten großen Orangen hingen hier verschrumpelte Mini-Dinger vom Baum, die auch noch bitter schmeckten. Heute kennt man diese Miniorangen auch als Bitterorangen. Für die Spanier war das nichts, weshalb sie Curaçao verächtlich als nichtsnutzige Insel bezeichneten. Viele Jahre später lebte Herr Senior, der aus der Not eine Tugend machte und mit den Schalen der Bitterorangen einen Likör braute, der zwar gut schmeckte, aber farblos war. Nur beim allerersten Brauvorgang im Jahr 1896 war der Likör blau – schuld daran war offenbar eine chemische Reaktion zwischen dem Alkohol und dem verwendeten Kupferkessel. Die blaue Variante verkaufte sich aber so gut (kein Wunder, die Curaçaoaner lieben es bunt!), dass Herr Senior den Zufall nutzte und begann, blaue Lebensmittelfarbe dazu zu geben. Curaçao ließ sich aber patentrechtlich nicht schützen, weshalb weltweit einige Fabriken den blauen Likör herstellen. Aber nur auf Curaçao gibt es das Original zu kaufen. Die Fabrik hat ihren Sitz im Landhuis Chobolobo in Willemstad. Ihr angeschlossen ist ein Besucherzentrum, in welchem Führungen inklusive Verkostungen angeboten werden. Ein Shop darf natürlich nicht fehlen. Und wie kann es anders sein, heute gibt es den Likör auch in Grün, Rot, Braun, Gelb und Orange. Ich bin ja auch in Willemstad, der Stadt der bunten Häuser und Liköre!

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