Erst die Griechen, dann die Römer, irgendwann die Araber und dann noch die Spanier – dazwischen die Goten, Byzantiner, Normannen und Friedrich II. Seit dem Jahr 1860 gehört Sizilien zu Italien, aber es gibt noch zahlreiche Spuren der turbulenten Vergangenheit, wie zum Beispiel die Tempelanlagen Selinunte und Agrigento.

Valle dei Templi Agrigento

Im Jahr 582 vor Christus wurde die Siedlung im Süden von Sizilien von den Griechen gegründet. Damals hieß sie noch Akragas. 210 vor Christus übernahmen die Römer die Herrschaft und tauften die Stadt in Agrigentum um. Die Araber nannten sie Kerkent, die Normannen Girgenti. Seit 1927 findet man die Tempelanlage unter dem Namen Agrigento.

Der Reiseführer empfiehlt, am Ostende des Parks zu beginnen. Ich bin natürlich am westlichen Ende gelandet, aber egal … das Tal der Tempel kann auch so erkundet werden.

Hera-Tempel (auch Juno-Tempel genannt, Tempio di Giunone)

Stadtmauer

Diese wurde auch einmal als Friedhof genutzt.

Zeus-Tempel

Vom einst weltweit größten griechischen Tempel sind heute nur mehr traurige Überreste übrig. Beeindruckend fand ich den Telamonen, der den Tempel stützte und sich jetzt liegend ausruhen darf.

Concordia-Tempel

Er zählt zu den besterhaltenen griechischen Tempeln der Welt und wurde u.a. auf Anordnung von Bischof Gregor von Agrigent als christliche Kirche genutzt. Für diesen Zweck wurde der Tempio della Concordia sogar versetzt, damit sich – wie bei christlichen Kirchen üblich – der Eingang im Westen und das Allerheiligste im Osten befanden. Seit dem 18. Jahrhundert hat der Tempel aber (fast) wieder seine ursprüngliche Ausrichtung. Denkt man sich noch ein mit Marmorschindeln bedecktes Holzdach dazu, hat man den Tempel nahezu im Originalzustand vor sich.

In unmittelbarer Nähe zum Concordia-Tempel liegt eine Bronzeskulptur, welche vom polnischen Bildhauer Igor Mitoraj geschaffen wurde und den ins Meer gestürzten Ikarus darstellt.

Herakles-Tempel

Der Tempio di Ercole ist der älteste der Tempel im Valle dei Templi.

Villa Aurea

Diese Villa war von 1872 – 1933 Wohnsitz des aus Großbritannien stammenden Amateur-Archäologen Sir Alexander Hardcastle, dessen Büste im Vorgarten zu sehen ist. Sir Hardcastle war eigentlich für die britische Marine tätig. In seinem Ruhestand investierte er sein Vermögen aber in Ausgrabungen im Valle dei Templi.

Vom Valle dei Templi hat man auch einen wunderbaren Ausblick auf die Umgebung.

Selinunte

Im Westen von Sizilien liegt die um 650 vor Christus gegründete Stadt Selinus, heute Selinute genannt. Im Jahr 409 vor Christus wurde sie von den verfeindeten Karthagern zerstört, die im Anschluss dort wohnten. Im Mittelalter wurde die Stadt dann zur Gänze vernichtet. Namensgeber war der hier reichlich wachsende Wildsellerie (sélinon).

Gleich zu Beginn der Anlage steht der Osttempel, welcher aus den Teilen E – G besteht. Der Tempel E ist der am besten erhaltene Tempel in Selinunte. Nachdem man nicht genau weiß, welcher Tempel welcher Gottheit gewidmet war, hat man die Tempel nur mit Buchstaben benannt. Bei Tempel E geht man aber mittlerweile davon aus, dass er zu Ehren von Aphrodite erbaut wurde. Dort angekommen erwartete mich eine mystische Stimmung: Erst dachte ich, es ist aufgewirbelter Staub. Letzten Endes war es aber eine Nebelschwade, die hier durchzog und das bei über 30 °C.

Gleich danach steht, oder besser gesagt, liegt Tempel F, der um 550 vor Christus errichtet wurde und somit der älteste Tempel im gesamten Park ist. Danach stößt man auf den Zeus-Tempel (G), wobei nur mehr eine Säule von der ehemaligen Pracht von einem der größten Heiligtümer Siziliens zeugt.

Einmal den Hügel runter und auf der anderen Seite wieder rauf – dort steht die Akropolis. Wer nicht gehen will, kann mit einem kleinen (kostenpflichtigen) Bummelzug rüber fahren. Aufgrund der Hitze war ich sogar dafür zu faul … beim nächsten Mal dann ;-)

Vor dem Eingang stehen ein paar Blumenhecken … werft mal einen Blick drauf! Ich war total fasziniert von den vielen freilebenden Schmetterlingen. Wenn ich richtig gegoogelt habe, dürfte es sich dabei um Distelfalter handeln.

Beide Anlagen sollten entweder früh am Morgen oder am späten Nachmittag besucht werden. Es gibt insbesondere in Selinunte nur wenig Schattenplätze und vor allem im Sommer kann es brütend heiß werden. Sonnenschutz, gutes Schuhwerk und Wasser nicht vergessen!